Sonntag, 12. Februar 2012

We will always love you

Whitney Houston lebt nicht mehr

Das erste Mal, als ich Whitney Houston sah und hörte war in Na sowas! oder Thommys Pop-Show, jedenfalls eine dieser vielen Shows, die Thomas Gottschalk Anfang der 80er Jahre, mangels alternativen Moderatoren abhielt.
Obwohl ich zu der Zeit, durch meine Freunde bei US-Army immer mit dem neusten Shit der Black Music versorgt war und regelmäßig in die Amidiskoteheken ging, ebony und billboard studierte, war mir diese Sendung eine Offenbarung - ein Hammer.
Von diesem angeblich 19-jährigen Mädel und seiner Wunderstimme hat ich noch nie etwas gehört. Sie stand da, in den typisch kitschig-pastellfarbenen Klamotten der 80er und trällerte ein Lied live mit einer unglaublichen, ausserirdischen Stimmgewalt und sah dabei einfach niedlich - umwerfend aus. Nicht in dem Stil der späteren weiblichen Superstars, die mehr ausziehen als anhaben, sondern wie ein "girlfriend". So wie sich Millionen Mädchen fühlen müssen, wenn sie für eine Boygroup schwärmen, so ging es mir - ich war verliebt!
Das war aber auch nicht schwierig, denn Whitney Houston war nun einmal der Typ Schwester, in den man sich verlieben muss. Benutzen wir nicht den abgenudelten Begriff von "Ausstrahlung". Whitney hatte einfach dieses Lächeln, diese Ansprache diese Sanftheit im kindlichen Gesicht, die die den Bodyguards im Manne wecken und gleichzeitig die kraftvolle, laute und weit gefächerte Stimme. 
Eine klassische Soul und R&B Karriere vom Kirchenchor zum Popstar. Die Familie bereits seit langem im Geschäft. Whitney war kein glückliches Zufallscasting, sie wurde in diese Karriere hineingeboren. Sie überraschte uns in ihren besten Zeiten immer und immer wieder. Man hätte im Plattenladen auf die Knie gehen und sich die Hose auf dem Weg zur Kasse durchrutschen können, nur um dieses göttliche Stück Vinyl haben zu dürfen. Kaum hatte man sich an einen der Megahits gewöhnt - die Tag und Nacht im Radio und in der Disko liefen - kam der nächste Knaller hinterher. Whitney wurde besser und besser, ein Serien One-Hit-Wonder, die das Unmögliche schaffte, die großartige Emotionen in neuen Songs neu, anders und besser zu vermitteln.
Die olympischen Spiele 1988 dann, Whitney "One moment on time", da kamen selbst Heavy Metal Freaks die Tränen. Whitney war auf dem absoluten Höhepunkt ihrer Karriere. Sie war eine Diva, eine mit Nähe, keine kalte. Whitney Houston war die Soulgöttin der 80er und frühen 90er Jahre, bevor es etwas still um sie wurde. Sie ist unerreicht, ihr stimmgewaltigen Aufnahmen können bis heute nicht getoppt werden. 
Das Drama, dass sich dann um Whitney, die immer als glückliche und ausgelichene Frau galt, entwickelte rührt zu Tränen. Wie sehr hätte man ihr, dem "girlfriend" gewünscht, dass es eine behütete und schöne Zukunft hat. Wie konnte es so weit kommen?
Fragen wir uns das auch, bei all den anderen Menschen die uns umgeben und die gestrauchelt sind? Das ist das Leben! Es gibt keinen Plan, kein Konzept, keine Garantie auf Glück. Whitney hat gelebt, wie jeder andere Mensch auch. Sie hat Fehler gemacht, wie jeder andere auch und das Märchen hat leider kein Happy End.
Wenn nicht sie, die alles hatte, wer sonst soll dann Hoffnung auf ein erfülltes Leben haben? Die Antwort ist: Niemand. Niemand weiss, was der nächste Tag bringt. Geniesse dein Glück wenn du es hast, verzweifle nicht, wenn es scheinbar ausbleibt. Wir hätten es ihr alle gewünscht, dass die Dinge für Whitney wieder in Ordnung kommen. Wünsche und all die Liebe ihrer Fans haben es aber nicht bewirken können. Das Leben hat seine eigenen Regeln. So gesehen, war sie uns all die letten Jahre näher als zum Anfang ihrer Karriere. Auch bei uns wurde gesoffen, geschieden, gestorben, die Haare wurden grau und der ein oder andere Traum zerplatzte. Whitneys Drama sollte uns daran erinnern, dass das Leben keine Bühne ist, sondern ein harter Kampf ums Dasein und die Suche nach dem wahren Glück.
Aber Whitney war mehr als nur eine sehr gute Sängerin, Sie war das Gesicht, die Stimme und die Liebe der Schwarzen Musik der 80er und 90er Jahre. Ihr Tod, macht uns bewusst, dass alles im Leben vergänglich ist. Das alles was uns vertraut und geliebt ist verschwinden wird. Unsere Freunde unsere Familie wird uns verlassen, oder wir sie. Whitney Houston und Michael Jackson markieren auch das Ende einer Epoche, so wie der Tod von Elvis, das Ende der Sixties bedeutet. Sicherlich gibt es andere bedeutende Künstler, die uns auch hoffentlich noch lange erhalten bleiben, aber diese beiden waren Unikate und standen für eine Epoche. Die 1980er sind nun Geschichte. Sie waren wunderschön aber sie werden leblos und bald nur noch in unseren Erinnerungen fortbestehen. Die, die sie geprägt haben, treten ab, grausam und gewaltsam - so wie das Leben eben spielt. Zum Heulen.
Whitney, wir werden dich nie vergessen. Wir lieben dich.

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